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Öffentliche Fördermittel für Digitalisierungsprojekte erfolgreich nutzen

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In Deutschland gibt es sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene diverse Fördermöglichkeiten, die Unternehmen bei der digitalen Transformation mit Zuschüssen unterstützen. Diese Programme werden laufend von der Politik und Verwaltung weiterentwickelt. Grundsätzlich sind viele Vorhaben förderfähig. Die Vielfalt der Möglichkeiten stellt mittelständische Unternehmen jedoch immer wieder vor die Frage, wie sie das Thema Förderung am besten angehen sollen.

Dieser Leitfaden bietet praktische Handlungsempfehlungen für EinsteigerInnen.

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Beachte wichtige Grundlagen der Förderung

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Bevor man sich auf die Suche nach Zuschüssen für sein Vorhaben macht, sollte man ein paar wichtige Grundregeln über öffentliche Förderprogramme kennen und beachten.

Im Folgenden nennen wir die wichtigsten Beispiele.

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Starte das Vorhaben nicht zu früh

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Bereits abgeschlossene oder begonnene Maßnahmen und Projekte können in der Regel nicht mehr gefördert werden. Als Beginn einer Maßnahme gilt insbesondere, sobald ein verbindlicher Lieferungs- oder Leistungsvertrag für das zu fördernde Vorhaben abgeschlossen wurde. In manchen Förderprogrammen darf bereits nach bestätigtem Eingang des Antrags bei der Bewilligungsbehörde mit dem Vorhaben gestartet werden, in den meistens Fällen aber erst nach Erhalt des Bewilligungsbescheids.

Als Faustregel gilt für Zuschussförderung somit: Erst die Bewilligung erhalten, dann mit dem Projekt starten!

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Passe auf bei der Kombination von Förderungen

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Viele Förderprogramme schließen die gleichzeitige Inanspruchnahme von Zuschüssen aus unterschiedlichen Programmen für dasselbe Vorhaben aus. Das bedeutet, eine „Doppelförderung“ für das gleiche Projekt ist in der Regel nicht möglich. Auch hier kommt es auf den Einzelfall an. Details zu den Möglichkeiten sind in den jeweiligen Förderrichtlinien festgelegt.

Man sollte sich entsprechend über die bestehenden Möglichkeiten gut informieren, um am Ende die passende auswählen zu können.

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Kenne die Größe des eigenen Unternehmens

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Zielgruppe vieler Förderprogramme sind ausschließlich kleinere mittelständische Unternehmen bis zu einer gewissen Größe. Diese Größe bemisst sich meist an der Anzahl der Mitarbeitenden in Vollzeitäquivalenten sowie am Umsatz oder der Bilanzsumme des Unternehmens. Schwellenwerte in verschiedenen Zuschuss-Programmen der Digitalisierungsförderung sind beispielsweise 50, 100, 250 und 499 Mitarbeitende.

Um einschätzen zu können, ob ein bestimmtes Programm infrage kommt, muss man somit die aktuelle Größe des eigenen Unternehmens kennen.

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Keine Förderung für gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen

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Gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen sind in den meisten Fällen nicht förderfähig. Das bedeutet, wenn Unternehmen gesetzlich verpflichtet sind, bestimmte Auflagen zu erfüllen oder konkrete Maßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel in Form von Schulungen für die Mitarbeitenden oder vorgeschriebene Investitionen in eine konkrete Infrastruktur – dann gibt es für solche Themen in der Regel keine Fördermöglichkeiten.

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Finde das passende Förderprogramm

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Aus der Vielfalt der Förderprogramme das Passende auszuwählen, ist für jemanden, der sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigt, nicht immer einfach. Es gibt Zuschussprogramme, die explizit auf die Digitalisierung von Unternehmen abzielen. Diese fördern zum Beispiel die Inanspruchnahme von IT-Dienstleistungen oder Investitionen in Hard- und Software. Andere Programme fördern IT-Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz im Unternehmen oder die Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen. Wer von Anfang an weiß, welche Art von Kosten im Projekt entstehen und welcher Zeitrahmen für eine Investition zur Verfügung steht, kann schneller eingrenzen, welche Förderung infrage kommt.

Um die passende Zuschussförderung zu finden, bieten sich folgende Wege an:

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Checke die üblichen Verdächtigen

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Für Digitalisierungsvorhaben gibt es einige thematisch breit aufgestellte Zuschuss-Programme. Dies sind beispielsweise die Bundesprogramme „go-digital“ und „Digital Jetzt“ sowie die Programmfamilie „Mittelstand Innovativ & Digital“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Gefördert werden sowohl Investitionen in Soft- und Hardware als auch die Inanspruchnahme von externen Dienstleistungen und in einigen Fällen sogar die Neueinstellung von Mitarbeitenden, wobei die Programme sich inhaltlich ergänzen. Sucht ein Unternehmen eine Förderung für ein Digitalisierungsvorhaben, lohnt es sich auf jeden Fall, die erwähnten Programme genauer anzuschauen. Eine Übersicht bestehender Förderprogramme zur Digitalisierung gibt es zum Beispiel hier.

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Nutze Datenbanken

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Wenn man tiefer in die Recherche über aktuelle Fördermöglichkeiten einsteigen möchte, bietet es sich an, Datenbanken mit Informationen über öffentliche Förderprogramme zu nutzen. Zu nennen sind hier insbesondere die Förderdatenbank des Bundes und die Datenbank der NRW.BANK. In diesen Datenbanken lassen sich über Stichworte und diverse Filter auch spezielle Nischenprogramme finden.

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Frage jemanden, der sich mit Fördermitteln auskennt

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Öffentliche Einrichtungen wie Wirtschaftsförderungen, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern oder die NRW.BANK bieten kostenfreie Fördermittelberatungen an. Hierbei helfen Experten individuell beim Finden des passenden Förderprogramms. Die öffentlichen Berater haben im Blick, welche Fördermöglichkeiten für ein bestimmtes Thema aktuell bestehen und wo es weitere Informationen darüber gibt. Auf der Webseite des öffentlich finanzierten Netzwerks NRW.Innovationspartner finden Unternehmen regionale Ansprechpartner dieser Einrichtungen.

Private Beratungsunternehmen bieten auch über eine solche Orientierungsberatung hinausgehende Dienstleistungen an, insbesondere im Rahmen der Antragstellung und Umsetzung eines Förderprojektes.

In der Datenbank DigiX können interessierte Unternehmen zudem Digitalisierungsberater und IT-Dienstleister aus dem Münsterland, der Emscher-Lippe-Region und Ostwestfalen-Lippe suchen.

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Mache dich mit ausgewähltem Programm vertraut

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Nachdem ein passendes Zuschuss-Programm ausgewählt wurde, sollte man sich gut mit der Förderrichtlinie vertraut machen. Diese beinhaltet unter anderem Informationen über das Antragsverfahren und gibt Hinweise über die Kriterien, die bei der Bewilligung der Fördermittel eine Rolle spielen. Oftmals sind es formelle Gründe, warum Förderanträge abgelehnt werden, zum Beispiel, wenn die Angaben im Antrag nicht vollständig sind. Solche Fehler können von Anfang an vermieden werden.

Die Webseiten der Förderprogramme bieten in der Regel ausführliche Informationen und Erläuterungen dazu. Meistens gibt es auch einen FAQ-Bereich, welcher die häufigsten Fragen und Antworten zum Förderprogramm abdeckt.

Für die Umsetzung von Zuschuss-Förderprogrammen beauftragen Ministerien in der Regel sogenannte Projektträger. Diese bieten interessierten Antragsteller bei Fragen auch persönliche Beratung an, zum Beispiel telefonisch oder per E-Mail. Für neue Förderprogramme gibt es meist (digitale) Infoveranstaltungen.

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Plane Zeit für Bewilligung und Umsetzung ein

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Unternehmen, die öffentliche Zuschüsse nutzen wollen, müssen immer damit rechnen, dass deren Bewilligung eine bestimmte Zeit in Anspruch nehmen wird. Je nach Programm kann dies auch mehrere Monate dauern. Wird das nicht bei der Planung berücksichtigt, kann es in manchen Fällen zu Verzögerungen bei dringend benötigten Investitionen kommen.

Je nach Programm gibt es zudem einen festen Zeitraum für die Durchführung eines bewilligten Projektes. Dieser liegt für die Programme der Digitalisierungsförderung in der Regel zwischen drei und zwölf Monaten und wird im Bewilligungsbescheid vorgegeben. Auch dieser Zeitfaktor sollte bei der Projektplanung berücksichtigt werden.

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Kalkuliere damit, vor Auszahlung der Förderung in Vorleistung zu gehen

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Was viele Betriebe nicht wissen: Bei der Umsetzung des bewilligten Projektes treten die geförderten Unternehmen in der Regel finanziell in Vorleistung. Das heißt, im Laufe des Projektes werden konkrete Dienstleistungen beauftragt oder Güter angeschafft und zunächst aus eigenen Mitteln bezahlt. Erst nach Projektabschluss kann das Unternehmen beim Projektträger eine Erstattung der förderfähigen Kosten beantragen. Die Auszahlung erfolgt nach der erfolgreichen Prüfung des sogenannten Verwendungsnachweises.

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Nutze auch Förderkredite

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Nicht rückzahlbare Zuschüsse sind als Förderung sehr attraktiv. Andererseits findet sich nicht für jedes Digitalisierungsvorhaben ein passender Zuschuss, sei es aufgrund von Größenbeschränkungen oder weil die Investition schlichtweg so schnell wie möglich erfolgen soll. Zudem decken die Zuschuss-Programme immer nur einen Teil der Kosten ab, ein Eigenanteil ist stets vom Unternehmen selbst zu tragen. In diesen Fällen ist es empfehlenswert zu prüfen, das Vorhaben insgesamt oder den zu tragenden Eigenanteil durch einen öffentlichen Förderkredit zu finanzieren. Gerade für Investitionen im Bereich Innovation und Digitalisierung bieten spezielle Kreditprogramme besonders attraktive Konditionen.

Die Förderkredite der öffentlichen Förderbanken NRW.BANK und KfW werden im sogenannten Hausbankenverfahren über die jeweilige Hausbank beantragt.

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Bildnachweise:

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Autor Kai Pflanz

Bei der NRW.BANK helfe ich Unternehmen dabei, das passende Förderprogramm für ihr Innovations- oder Digitalisierungsvorhaben zu finden. Ich bin somit für diese der Lotse in der vielfältigen Förderlandschaft.


Autor Varvara Leinz

Bei der NRW.BANK helfe ich Unternehmen dabei, das passende Förderprogramm für ihr Innovations- oder Digitalisierungsvorhaben zu finden. Ich bin somit für diese der Lotse in der vielfältigen Förderlandschaft.


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