3D-Druck

Mit Lizenzierung von 3D-Druck neue Wertschöpfung generieren

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Bereits heute wird 3D-Druck von vielen Unternehmen zur Produktion von Prototypen und sogar in der industriellen Fertigung genutzt. Doch neben dem Drucken von einzelnen Teilen bietet der Bereich 3D-Druck weitaus mehr Möglichkeiten. Durch die Integration von 3D-Druck in das Geschäftsmodell des Unternehmens lassen sich neue Wertschöpfungen generieren und somit zusätzliche Mehrwerte für die Kunden schaffen.

Doch wie lässt sich 3D-Druck in das Geschäftsmodell eines Unternehmens integrieren? Diese Frage stellt sich für strategische Entscheider:Innen im Mittelstand, die sich mit der Thematik befassen. Der noch junge Markt liefert dabei vielfältige Möglichkeiten. Zwei bereits weit verbreitete Beispiele sind die Anwendung der „Mass Customization“ oder die die Nutzung des Geschäftsmodellmusters „Long Tail“. Bei der Mass Customization werden die individuellen Kundenbedürfnisse durch preiswerte, individualisierte und personalisierte Produkte erfüllt. Bei der Nutzung des Geschäftsmodellmusters „Long Tail“ können mithilfe des 3D-Druck auch Nischenmärkte mit geringer Nachfrage wie z.B. die Ersatzteilversorgung bedient werden.

Neben diesen recht gängigen Beispielen gibt es allerdings auch ein Geschäftsmodell, dessen Anwendung sowohl für erfahrene als auch für unerfahrene Unternehmen im Umgang mit 3D-Druck besonderes Zukunftspotenzial birgt:

Die Lizenzierung 

Anstelle des Verkaufs physischer Produkte werden bei der Lizenzierung digitale 3D-Druck Dateien bzw. deren Lizenzrechte und Nutzungsrechte an den Kunden oder den 3D-Druckdienstleister verkauft. Wie funktioniert das? Wenn jemand einen Gegenstand in 3D drucken möchte, wird dafür eine Modell im Format einer CAD-Datei (Computer-Aided-Design-Datei) benötigt. Diese Vorlage kann entweder selber mithilfe von CAD-Programmen erstellt werden oder man nutzt eine geeignete vorhandene Datei, welche auf zahlreichen online Plattformen kostenlos oder gegen eine Lizenzgebühr zur Verfügung steht. Grundsätzlich lässt sich eine CAD-Datei an Kunden lizenzieren.

Dabei unterliegen die 3D-Druck Dateien und Modelle grundsätzlich dem Urheberrecht, Markenrecht, Designrecht, Patentrecht und Lauterkeitsrecht. Je nachdem, welche Form und Ausprägung der Rechteinhaber des 3D-Druck Modelles wählt, gibt es verschiedene Lizenz- bzw. Nutzungsrechte für diese 3D-Druck Datei und das daraus entstandene Druckobjekt. Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Rechte im Bezug zu 3D-Druck findet sich hier.

Offene Lizenzen

Derzeit operieren die meisten der online Plattformen, indem sie ihre 3D-Modelle über offenen Lizenzen wie die Creative Commons-Lizenz vertreiben. Dadurch ist es Dritten erlaubt, bestehende 3D-Modelle je nach Art der Lizenz wiederzuverwenden und abzuändern. Im Gegenzug sind die Nutzer der Plattform dazu verpflichtet, ihre jeweiligen Quellen mit anzugeben.

Creative Common Lizenz

Doch diese Art von Lizenzierung führt in einem Unternehmen nicht zwingend zu einer weiteren Einnahmequelle. Um einen monetären Mehrwert für das Unternehmen durch die Lizenzierung zu generieren, kannst du Nutzungsrechte an Deine Kunden vergeben, welche im Gegenzug Lizenzgebühren an Dich zahlen.

Lizenzierung im Ersatzteilgeschäft

Ein spannendes Beispiel hierfür ist das Ersatzteilgeschäft. Stellen wir uns nun ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen aus NRW vor. Obwohl die Margen im Ersatzteilgeschäft für das Maschinenbauunternehmen auf den ersten Blick sehr lukrativ sind, gibt es auch einige Nachteile bei der traditionellen Ersatzteilproduktion. Zum einen stellen gerade die Lieferzeiten bei traditionellen Produktionsverfahren ein großes Problem dar, da die Komponenten hierbei erst nach Eingang der Bestellung produziert und im Anschluss versendet werden. Dadurch werden zwar hohe Lagerkosten vermieden, die Lieferzeit steigt allerdings deutlich. Darüber hinaus sind die Kosten und der Aufwand für das Unternehmen bei traditionellen Verfahren im Gegensatz zu 3D-Druck aufgrund komplexer Bauteile, der kostenintensiven Produktion und der unregelmäßigen Nachfrage besonders hoch.

3D-Druck Geschäftsmodell Lizenzierung

Das lässt sich mithilfe von lizenziertem 3D-Druck ändern! Mit dem 3D-Druck kann das Unternehmen seinen Kunden die Möglichkeit geben, die Ersatzteile zu Hause auf ihren eigenen 3D-Druckern zu drucken. Sollte bei einem Kunden dieses bestimmte Ersatzteil benötigt werden, kann das Unternehmen dem Kunden einfach die digitale Datei verkaufen. Die Margen für die Lizenzierung können dabei genauso hoch ausfallen wie gegenüber den traditionellen Verfahren, während die Kosten für das Unternehmen aufgrund der Auslagerung der Ersatzteilproduktion an den Kunden sinken. Der Kunde erhält im Gegenzug dafür ein Nutzungsrecht für das 3D-Druck Modell. Neben den Kunden können auch andere Marktteilnehmern wie etwa Reparaturdienstleistern die Lizenzen erhalten, welche die Modelle dann im Auftrag drucken.

Pay-per-Print Streaming-System

Eine weitere spannende Möglichkeit, die 3D-Druck Modelle zu lizenzieren, stellt eine Art Pay-per-Print Streaming-System dar.

Beim Streaming wird eine spezielle Kopie der 3D-Druck Datei direkt an den 3D-Drucker des Kunden und eben nicht an den Kunden selbst gesendet. Der Erfolg des Drucks wird dabei von einem System überwacht. Dadurch kann sichergestellt werden, dass der Kunde den Artikel erhält, aber die Anzahl der Drucke auf einen Druck begrenzt ist. Auch bei dieser Option erhält der Kunde den gewünschten Druck und das Unternehmen erhält Einnahmen aus dem Artikel, ohne dass Produktionskosten direkt beim Unternehmen anfallen.

Das Unternehmen kann das darauf basierende Geschäftsmodell zudem erweitern, indem es eine wiederkehrende Einnahmequelle wie ein Abo-Modell einführt. Dabei bezahlt der Kunde nicht jeden Druck einzeln, sondern eine Abonnementgebühr für eine bestimme Anzahl an Drucken zu bestimmten Eigenschaften und für einen vorher definierten Zeitraum. Durch diese wiederkehrenden Einnahmequellen kann das Unternehmen den Kunden eher an sich binden und den langfristigen Umsatz sicherstellen.

Missbrauch durch technische Schutzmaßnahmen verhindern

Doch wie lässt sich verhindern, dass der Kunde das Modell nur einmal druckt oder die Lizenzrechte durch Raubkopien o.ä. verletzt werden? Beim 3D-Druck ist die Einhaltung über das geistige Eigentum und die dazugehörigen Lizenzrechte bisher noch schwer kontrollierbar. Es gilt zwar die allgemeine Rechtsprechung, die den Unternehmen eine rechtliche Sicherheit beim 3D-Druck gibt, nichtsdestotrotz ist es technologisch schwierig den Missbrauch von 3D-Druck zu verhindern. Dennoch gibt es bereits verschiede Ansätze und technische Schutzmaßnahmen, die  die Raubkopien und den Missbrauch von 3D-Druck Daten erschweren.

Eine mögliche Maßnahme sind beispielsweise Wasserzeichen. So ist es möglich, Produkte mit einem Wasserzeichen zu versehen, dass eingebettete Information wie z.B. eine Seriennummer enthält. Diese sind mit bloßem Auge nicht sichtbar, können jedoch mit einem Dokumentenscanner ausgelesen werden.

Eine andere Option stellt die Nachverfolgbarkeit per Blockchain Technologie dar. Dabei stellt diese Technologie sicher, dass die Dateien nachverfolgbar und schnell zu identifizieren sind. Dadurch kann das Produkt am Ende nur in der lizenzierten Anzahl gedruckt werden.

Mehr Sicherheit durch technologischen Fortschritt

Auch wenn die Sicherheit rund um den 3D-Druck derzeit noch recht ungewiss ist, gibt es einige interessante technologische Entwicklungen in diesem Bereich. Wenn sich in Zukunft die Technologien wie z.B. die Wasserzeichen, die Blockchain-Technologie oder andere neu aufkommende Technologien weiterentwickeln und durchsetzen, kann der gesamte 3D-Druck besser vor Raubkopien und Missbrauch geschützt werden. Wie auch in den anderen aufstrebenden Technologien, heißt es auch im 3D-Druck: Augen auf für neue Technologien und Innovationen!

Weiterführende Quellen:

3Dnatives (2017): 3D-Druck und Schutz des geistigen Eigentums. 
Feldmann, Schulz & Fernströning (2019):„Digitale Geschäftsmodell-Innovationen mit 3D-Druck.“  
Pinshare (2015): „The Future of Licensing and IP in 3D Printing.“
TU Darmstadt (o.J.): „Creative Commons (CC) Lizenzen.“
Wirth (2017): „Additive Fertigung – Technologie, Markt und Innovation.“ 

Bilder und Icons:

Photo by Tom Claes on Unsplash
Photo by Markus Spiske onPexels
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Autor Isabella Becker

Hi, ich heiße Isabella und bin derzeit Masterstudentin im Studiengang "Digital Business and Innovation Management" an der FH Münster. Durch meinen thematischen Schwerpunkt auf Digitalisierung und Innovation kann ich mein Wissen und meine Erfahrungen in das Digitalradar Münsterland einbringen, um kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem Münsterland dabei zu helfen, die Digitalisierung in ihrem Unternehmen voranzutreiben. Du hast Fragen, Anregungen oder möchtest Dich einfach mit anderen über die Digitalisierung von KMUs austauschen? Dann schreibe mir doch gerne eine Nachricht. Ich freue mich über einen Austausch!


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