In bestehenden Strukturen neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, fällt vielen Unternehmen schwer. Es braucht Mut, die Veränderungen anzugehen. Etablierte Prozesse erschweren die Umsetzung der neuen Ideen. Doch dank ihrer jahrelangen Expertise können mittelständische Unternehmen erfolgreich digitale Erfolgspotenziale heben.
In großen Unternehmen ist es üblich, die Umsetzung von Digital-Ideen Digital Units oder ausgegründeten Unternehmen zu überlassen. In Digital-Units werden Rahmenbedingungen für Innovationen geschaffen, die beispielsweise durch Ausgründungen realisiert werden. Ausgründungen zeichnen sich dadurch aus, dass weiterhin eine Verbindung zwischen dem „Mutterunternehmen“ und dem ausgegründeten Unternehmen besteht. Das Mutterunternehmen lagert jedoch das Risiko eines Misserfolgs aus, schafft Freiheiten für die Umsetzung der Idee und profitiert zu einem späteren Zeitpunkt. Um digital erfolgreich zu sein, brauchen Mittelständler aber keine Digital Units. Corporate Ventures können bereits in kleinen Teams erfolgreich sein. So sagt beispielsweise der bekannte Silicon Valley Investor Ben Horowitz: Take care of the people, the products and the profits – in that order.
Um erfolgreich zu sein, müssen einige Überlegungen angestellt und Voraussetzungen geschaffen werden. Willst Du wissen, welche Schritte für eine Ausgründung eines Unternehmens notwendig sind? Schau dir in diesem Leitfaden an, wie es gelingen kann, ein Corporate Venture auszugründen und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen.
1.
Zusammenarbeit in Teams ermöglichen
Du solltest Strukturen schaffen, die den Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, sich einzubringen. Denn Innovationen von innen heraus zu treiben ist für Organisationen von essenzieller Bedeutung.
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Die Strategie der 2 Geschwindigkeiten
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Intrapreneurship fördern
Geschäftsführende bringen ihren Intrapreneuren Freiheiten und das Vertrauen entgegen, dass sie die richtigen Entscheidungen selbst treffen werden. Dies ist sicherlich herausfordernd, aber definiert den langfristigen Erfolg Deiner Organisation.
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Ideen generieren und bewerten
Denke nicht nur Ideen, sondern verstehe auch genau das Problem, das durch die Idee gelöst werden soll. Hier hilft es das Kundenproblem zu quantifizieren. Vielversprechende Ideen werden anschließend durch Interviews verifiziert oder mit sogenannten “Smoke Tests” direkt am Markt getestet. Wichtig ist hier der Mut zu starten. Viele Fragen werden Dein Team und Du erst während der Umsetzung beantworten können.
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Benötigte Ressourcen freigeben
Neben den Ressourcen sind oft auch Organisations-Regularien ein Hemmnis für Innovation. Ob der Zentraleinkauf, Corporate Governance Richtlinien oder IT-Security Guidelines – all das kann ein Start-up bremsen. Deinem Corporate Start-Up solltest Du daher eine Sonderrolle im Unternehmen zusprechen. Solange enger Kontakt zu Stakeholdern wie dem Betriebsrat, der IT, der Rechtsabteilung und den involvierten Führungskräften gepflegt wird, wird dieser Arbeitsmodus nicht mehr lange fremd sein.
2.
Sponsoren finden und überzeugen
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Deep Dive: Pitchen von Geschäftsideen
Beachte dabei diese drei Tipps:
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- Ordne die Projektziele in die strategischen Ziele des Unternehmens ein
- Zeige, wie bestehende Ressourcen zu Ihrem Vorteil eingesetzt werden
- Präsentiere Deine konkreten Ergebnisse in maximal 20 Minuten
3.
Das Timing ist entscheidend
Wie schon in der Ideengenerierung und -Bewertung helfen Dir Smoke Tests wichtige Hypothesen zu validieren oder erste Interessenten für dein Produkt zu finden. Tappe aber nicht in die Analyse-Paralyse-Falle! Du wirst niemals alle Fragen vor dem Marktstart beantworten können. Damit du schnell und risikoarm agierst, helfen die Minimum Viable Products.
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Minimum Viable Products entwickeln
Beim MVP geht es darum, die Kernfunktionalitäten deiner Idee in ein Produkt zu gießen, das von echten Kund:innen genutzt wird. So erhältst Du echte Erkenntnisse, wie, wann und ob Menschen dein Produkt nutzen – und Du das Problem richtig erkannt hast.
Aber auch hier lauern Gefahren:
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- Du wirst nie das Gefühl haben fertig zu sein. Starte trotzdem und steuere nach.
- Digitalisierung ist überall und Menschen sind mittlerweile eine hohe Qualität bei digitalen Lösungen gewohnt. Bei komplexen B2B-Ideen reichen einfache Landing Pages nicht aus, um Ideen zu validieren.
Fokussiere dich dabei auf die Kernfunktionalität und baue ein MVP, welches wirklich nutzbar ist. Ein MVP bietet Dir nur Mehrwert, wenn Du es nicht wegwerfen musst.
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Startup Methoden übernehmen
Gegenüber großen Unternehmen können Corporate Ventures so im richtigen Moment Chancen wahrnehmen, die bei großen Organisationen ungenutzt bleiben. Das zahlt sich natürlich gerade dann aus, wenn viel Unsicherheit im Spiel ist. Genau diese Situation liegt beim Markteintritt vor.
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Flexibilität und Agilität sind entscheidend
Daher solltest Du möglichst agil sein und durch Iterationsschleifen sowie Feedback Dein Produkt validieren und optimieren. Sei also flexibel, wenn Probleme aufkommen und nimm es locker, wenn Deine Anfangsidee mal verworfen werden muss. Stelle immer den Kunden in den Mittelpunkt und bereite schon von Beginn an den Markteintritt vor!
4.
Den richtigen Partner finden
Nicht nur im Softwarebereich ist eine schnelle Umsetzung wichtig. Gleiches gilt für das Testen der Geschäftsidee, für die Vorbereitung des Markteintritts und den Aufbau des Unternehmens. Sonst kann diese schnell zum Kostentreiber werden.
Dieser Leitfaden entstand aus den Projekterfahrungen von Zweitag. Gemeinsam mit der Westfalen AG haben Sie erfolgreich das Start-up fillibri ausgegründet.
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Weiterführende Quellen und Links
Müller et al. (2019): „Corporate Entrepreneurship“
Schulte (2021): „Wie gründet man ein Corporate Venture im Mittelstand?“
Schulte (2021): „Mit zwei Geschwindigkeiten die Digitale Transformation meistern“
Schulte (2021): „3 Tipps für einen erfolgreichen Pitch“
Bildnachweise:
Photos by Zweitag