Um in einer sich rasant verändernden Welt bestehen zu können, dürfen Unternehmen Kundenprobleme und deren Lösungen nicht dem Zufall überlassen. Sie müssen Lösungsideen systematisch herbeiführen. Dabei helfen kreative und agile Prozess-Methoden.
Design Thinking, eine Innovationsmethode zur Lösung komplexer Probleme, ist genau dafür konzipiert. In drei Phasen, sogenannten Räumen, werden Probleme analysiert und definiert, Ideen generiert und Lösungen entwickelt. Das Vorgehen ist dynamisch und iterativ. In jeder Phase wird im ersten Schritt immer eine Vielzahl von Problemen, Ideen und Lösungen generiert, welche erst im Anschluss bewertet werden. Immer gilt: Quantität (durch divergierendes Denken) vor Qualität (durch konvergierendes Denken). Dabei ist der Design Thinking Prozess geprägt von offener Kommunikation, empathischer Beobachtung, Neugierde und Teamorientierung. So kann es gelingen, neue Lösungen hervorzubringen, die reale Nutzerbedürfnisse befriedigen und vom Team mitgetragen werden. Für Design Thinking gilt generell: Zentraler Bezugspunkt ist der Mensch bzw. der Nutzer mit seinen Bedürfnissen.
Dein Unternehmen soll zukünftig bessere Ideen zur Lösung von Problemen hervorbringen? Dieser Leitfaden zeigt Dir, wie Du Design Thinking in Deinem Unternehmen einsetzen kannst und welche Schritte notwendig sind, um Probleme nutzerorientiert zu lösen.
1.
Planung des Prozesses
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Ein Problem definieren
Beispiele für geeignete Problem- bzw. Fragestellungen:
- Wie schaffen wir für den digitalen Transformationsprozess Akzeptanz bei der Belegschaft?
- Wie können wir Digitalisierung nutzen, um unseren Mitarbeiter*innen die Arbeit zu erleichtern?
- Wie können wir Digitalisierung nutzen, um neue Angebote zu generieren?
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Teams zusammenstellen
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Mache einen Zeitplan
- Projektstart > Problemraum-Eigenperspektive
- Start: Problemraum-Fremdperspektive
- Zielfrage
- Start Ideenraum
- Start Lösungsraum
- Prozessende
Der Zeitraum für den Gesamtprozess kann variieren. Du kannst den Prozess sowohl kompakt an einem oder (besser) zwei Tagen oder auch über mehrere Wochen planen. Als Faustregel gilt: plane 60 % der Zeit für den Problemraum; 10 % für den Ideen- und 30 % für den Lösungsraum.
Bedenke dabei: Design Thinking ist ein iterativer und offener Prozess, wie Du im weiteren Verlauf lernen wirst. Plane also ein, dass sich der Prozess eventuell verlängern kann. Nutze zudem die kreative Kraft von Pausen, indem Du diese gezielt einplanst.
Tipp:
Plane am Ende jeden Prozessschrittes eine Feedbackschleife ein. Die Zwischenergebnisse können entweder zwischen den Teams, vor Externen oder auch vor Nutzern präsentiert werden.
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Hol dir, falls nötig Hilfe
2.
Den Problemraum erkunden
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Eigenperspektive verstehen
Fragestellungen für die Teilnehmer*innen sind:
- Was habe ich selbst für Erfahrungen gemacht? Was habe ich dazu gehört? Was nehme ich war?
- Was ist positiv (bzw. könnte positiv sein)? Was ist negativ (könnte negativ sein)? Was sind offene Fragen und was wissen wir nicht?
Die Antworten werden gesammelt und geclustert. Gegebenen Falls ergeben sich Rechercheaufträge.
Am Ende dieser Arbeitsphase werden mögliche Problemfelder definiert. Hierbei gilt: Quantität vor Qualität. Methoden, die in dieser Phase eingesetzt werden können, sind:
- Design-Challenge
- Journaling (aus der Ich-Perspektive)
- PMI-Methode (Plus-Minus-Interesting)
- SWOT-Analyse
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Fremdperspektive einnehmen
Startfragen:
- Welche Gruppe hat das Problem oder die Probleme, die wir aus der Eigenperspektive ermittelt haben?
- Aus wessen Perspektive wollen wir das Problem betrachten? Welche Nutzergruppen sind besonders relevant?
Wenn mehrere Arbeitsgruppen oder Teams an dem Thema arbeiten, macht es hier Sinn, dass die Gruppen die relevanten Zielgruppen untereinander verteilen.
Ziel ist es, das Problem aus Sicht der Zielpersonen zu begreifen, Hypothesen aus der Eigenperspektive zu überprüfen und relevante Nutzerbedürfnisse zu erkennen.
Auch hier gilt: Quantität vor Qualität.
Um den Denkraum zu öffnen (divergierendes Denken), bieten sich zum Beispiel folgende Methoden an:
- Persona
- Nutzerbeobachtungen
- Nutzerinterviews
- User Journey
- User Stories
- Empathymap
Diese Methoden können kombiniert werden. Die Methodenwahl hängt von der Fragestellung und vom Zeitbudget ab.
Abschließend geht es darum, die relevanten Problemfelder zu erkennen, sie zu verorten und zu bewerten (konvergierendes Denken).
3.
Eine Zielfrage verfassen
Prozessfragen sind zum Beispiel:
- Was ist das zentrale Problem? Das zentrale Hindernis?
- Wie ist die emotionale Befindlichkeit?
- Wie lautet das zentrale Bedürfnis?
Die Zielfrage gilt es sorgfältig zu formulieren. Sie beeinflusst wesentlich die Arbeit im Ideen- und Lösungsraum.
Bewertungskriterien:
- Ist der Bezug zum zentralen Problem, Hindernis oder Bedürfnis eindeutig?
- Steht das Bedürfnis im Vordergrund und nicht die Zielgruppe?
- Ist die Frage inspirierend?
- Ist die Frage offen gestellt? Oder nimmt sie Lösungsmöglichkeiten vorweg?
4.
Den Ideenraum öffnen und schließen
Mögliche Methoden:
- 6-3-5
- Brainwriting
- SCAMPER
- Kopfstandmethode
- Analogietechnik
Ein Tipp: Plane im Ideenraum Pausen ein. Meist sind die ersten Ideen noch schwach. Viele Ideen entstehen intuitiv in den Pausen zwischen den Methoden und fließen dann bei der nächsten Methode mit ein.
Am Ende der Ideenphase gilt es, die Ideen zu bewerten, um eine bis drei Ideen für den Lösungsraum auszuwählen. Dabei ist zu berücksichtigen: Eine Idee ist noch keine Lösung!
Kriterien für die Beurteilung können sein:
- Wie gut löst die Idee voraussichtlich das Problem (Bezug zur Zielfrage)?
- Wie hoch ist vermutlich der Aufwand in Entwicklung und Umsetzung?
- Wie neu ist die Idee?
- Wie stark begeistert und motiviert die Idee das Team?
5.
Lösungen entwickeln
- Papierdummys
- Modelle aus Bastelmaterialien (auch Lego)
- Rollenspiele
- Klickdummys
- 3-D-Modelle
- Wire-frames
Planen Sie zu Beginn, wie viele Phasen das Prototyping haben kann. Jede Phase endet mit einer Präsentation oder Testung des Prototypen, wenn möglich unter Einbeziehung der Nutzer. Vor jeder Präsentation oder Testung sollte das Team festlegen, was es will. Das Feedback der Testpersonen oder des Präsentationspublikums ist wertvoller Input zur Verbesserung des Prototypen.
Am Ende des Prozesses steht ein Lösungskonzept oder auch ein aussagekräftiger Prototyp.
6.
Iterative Prozessschleifen berücksichtigen
- Vielleicht wird es notwendig, eine weitere Zielgruppe zu beleuchten, weil diese wesentlich für die Umsetzung einer Idee ist.
- Vielleicht zeigt sich in der Ideengenerierung, dass die Zielfrage nicht inspiriert. Eventuell muss die Frage neu formuliert werden.
- Vielleicht werden im Lösungsraum Bedürfnisse der Nutzergruppen deutlich, die bisher nicht berücksichtigt wurden. Gegebenenfalls müssen diese Bedürfnisse untersucht und die Zielfrage neu formuliert werden.
Der Projekt- und Zeitplan sollte diese iterativen Schleifen zulassen. Sie erhöhen ganz wesentlich die Qualität der generierten Lösungen.
Jetzt hast Du einen Überblick über den Design Thinking Prozess und weißt wie Du ihn nutzen kannst um bessere Lösungen zu entwickeln.
Weiterführende Quellen:
- Hasso Plattner Institut: „Was ist Design Thinking?“
- Lewrick, Link & Leifer (2018): „Das Design Thinking Playbook: Mit traditionellen, aktuellen und zukünftigen Erfolgsfaktoren“
- Liedtka (2018): „Why Design Thinking Works“ in Harvard Business Review
Bildnachweise:
- Photo1 by You X Ventures on Pixabay
- Photos by Thomas Hesselmann-Höfling