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Die Szenarioanalyse nutzen

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Die Wirtschaftlichkeit von Digitalisierungsprojekten im Vorfeld zu bestimmen ist schwer. Häufig ist nicht klar, wie erfolgreich das Projekt am Ende sein wird und ob die Rückflüsse die Investitionen ausgleichen.

Eine Möglichkeit, frühzeitig die Wirtschaftlichkeit zu bewerten, ist die Szenario-Analyse. Sie beschreibt die Entwicklung eines Vorhabens – ob es nun ein Produkt, ein Projekt oder ein neues Geschäftsmodell ist – in unterschiedlichen Szenarien. Szenarien sind eine Zusammenfassung von Ereignissen und Folgen, ausgehend von einem Zeitpunkt 0. Meistens findet eine Einteilung ist Best Case-, Realistic Case- und Worst Case-Szenario statt.

Willst Du diese Methode selbst einsetzen und die verschiedenen Fälle durchspielen? Dann erfahre in diesem Leitfaden, wie Du eine Szenarioanalyse durchführst und dadurch eine Einschätzung über die Wirtschaftlichkeit Deines Vorhabens bekommst.

1.

Du bist nicht allein

1.
Die Szenarioanalyse ist eine Aufgabe, die in einem Team gelöst werden sollte. Alleine wirst Du der Komplexität dieser Methode nicht gerecht werden. Allem voran sollten Techniker:innen bzw. Ingenieur:innen einbezogen werden, da Sie ein gutes Verständnis von technologischen Problemen und Entwicklungen haben. Auch die Abteilungen Marketing und Vertrieb sollten ihre Einschätzung mit einbringen.

2.

Einflussfaktoren identifizieren

2.
Als Erstes solltest Du und dein Team relevante Einflussfaktoren identifizieren. Also alles, was wichtig für den Erfolg oder Misserfolg deines Vorhabens sein kann. Die Themengebiete sind nicht festgelegt.

Die identifizierten Einflussfaktoren werden in einer sogenannten Uncertainty-Impact-Matrix abgebildet (Unsicherheit und Einfluss Matrix). Die Einflussfaktoren sind innerhalb dieser Matrix nach ihrer Auswirkung auf das Vorhaben und nach der Gewissheit oder Ungewissheit über die Auswirkung des Einflussfaktors platziert.

Faktoren, die eine hohe Gewissheit haben und wichtig sind sowie Faktoren mit einem großen Einfluss und geringer Gewissheit werden im weiteren Verlauf näher betrachtet (hellblau eingekreist).

3.

Szenarien prognostizieren

3.
Für die identifizierten Einflussfaktoren können Du und Dein Team jetzt Entwicklungsmöglichkeiten erarbeiten. Grundlage dafür sind interne sowie externe Daten. Du kannst Personas, Marktanalyse oder Umfrageergebnisse nutzen. Doch nicht nur harte Fakten sollten Einzug finden. Die Informationen von Projektmitarbeitern ,Technologieexperten oder die Erfahrungen anderer Unternehmen sollten ebenfalls beachtet werden.
Diese Informationen werden in die Zukunft projiziert. Daraus ergeben sich unterschiedliche Entwicklungsrichtungen.

4.

Szenario Bildung

4.
Fasse nun die unterschiedlichen Prognosen zu Szenarien zusammen. Du solltest versuchen, leicht verständliche Zukunftsbilder zu generieren. Diese sollten plausibel, schlüssig und für alle nachvollziehbar sein. Dabei sollten sie Dir mögliche Entwicklungen der aktuellen Situation aufzeigen.
Entscheidend dabei ist der Zeithorizont, auf dem das Szenario abgebildet wird. Schließlich macht es einen Unterschied, ob Du ein Szenario für die nahe Zukunft (in einem Jahr) erstellst oder für 10 Jahre in die Zukunft.

5.

Szenario-Transfer

 
Nun geht es an den letzten Schritt. Die Interpretation und Bewertung der Szenarien. Diese kannst Du nutzen, um Handlungsalternativen zu erarbeiten. Was musst Du im Best-Case berücksichtigen und was für Maßnahmen solltest Du im Worst-Case ergreifen.

Beispiel: Du möchtest eine neue digitale Dienstleistung auf den Markt bringen. Im schlimmsten Fall könnte deine Dienstleistung von den Kunden nicht angenommen werden, da sie ihre Daten nicht preisgeben möchten. Dafür solltest Du entsprechende Anreizsysteme entwickeln, die es attraktiv für den Kunden machen, seine Daten preiszugeben. 
Im besten Fall wird es von vielen Kunden angenommen. Dann solltest Du dich darauf vorbereiten, deine Serverkapazitäten leicht zu erweitern und Du nicht dein Angebot reduzieren musst, weil die Kapazität nicht ausreichen.

6.

Die Szenarioanalyse eröffnet Perspektiven, ist aber kompliziert

6.
Die Szenarioanalyse zeigt Dir die potenzielle Entwicklung deines Vorhabens auf Grundlage der aktuell vorhandenen Daten. Vorteile sind:
    • Einbeziehung verschiedener Daten
    • Einnahme unterschiedlicher Perspektiven
    • Kombination diverser Entwicklungsmöglichkeiten
    • Strukturiertes Vorgehen
    • Reduktion der Komplexität


Doch hat die Methodik auch Schwächen, die ebenfalls betrachtet werden sollten:

    • Sie erfordert komplexes und vernetztes Denken
    • Sie ist von der Qualität der Teilnehmenden und ihrer Beiträge abhängig
    • Sehr subjektiv
    • Zeit- und Arbeitsintensiv

Jetzt weißt Du, wie Du die Szenarioanalyse einsetzt. Willst Du mehr erfahren oder hast Fragen zu dieser Methode, dann melde Dich bei uns. Wir stehen Dir jederzeit mit unserem Netzwerk zur Seite.

Weitere Quellen und Hinweise:

Klempien (2019): „Szenario-Analyse“
Russi, Salis, Sopi, Stierli & Wallimann (2018): „Szenarioanalyse“
Welge & Eulerich (2007): „Die Szenario-Technik als Planungsinstrument in der strategischen Unternehmenssteuerung.“

Bildnachweise

Illustrationen by Hendrik Plogmaker

Autor Hendrik Plogmaker

Jahrgang 1990; geboren und aufgewachsen im Münsterland. Als Service-Techniker und Richtmeister für Strahlanlagen konnte ich Unternehmen aus aller Welt kennenlernen. Diese Erfahrung und ein Master in Wirtschaftsingenieurwesen helfen mir seit Anfang 2021 maßgeschneidert Leitfäden für KMU des verarbeitenden Gewerbe zu erstellen.


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