Nicht selten sorgen unzureichende Produktinformationen zum Abbruch eines Kaufvorganges. Kund:innen benötigen eine bestimme Menge an Informationen, um eine Kaufentscheidung zu treffen. Sind diese nicht vorhanden, wird der Kauf abgebrochen und an anderer Stelle mit besseren Informationen fortgeführt.
Die Digitalisierung von Produktinformationen wird somit zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Da nur sie die ausreichende Flexibilität bei der Informationsverteilung gewährleisten kann. Das ist wichtig, da der Informationsbedarf der Kund:innen immer individueller wird und sich die Medienkanäle über die Informationen konsumiert werden, laufend verändern. Doch reicht es nicht aus, die Bestandsinformationen im Unternehmen „nur“ zu digitalisieren. Es werden nachhaltige und erfolgreiche Digitalisierungskonzepte benötigt, die neben den internen Bedarfen auch die Anforderungen auf Kundenseite berücksichtigen.
Willst Du herausfinden, welche Informationen für Deine Kund:innen von Relevanz sind und wie Du diese systematisch bereitstellst? Dieser Leitfaden hilft Dir, die Digitalisierung von Produktinformationen anzugehen und gibt wertvolle Hilfestellungen für die Implementierung.
1.
Bestandsaufnahme gestalten
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Datenstruktur-Analyse durchführen
- Attribute (Informationsdetail, das einem konkreten Objekt zugeordnet ist)
Für die erste Daten-Analyse fokussierst Du Dich ausschließlich auf die Attribute und deren Strukturen: Wie strukturieren sich die Attribute in Bezug auf Produkt-Attribute und Artikel-Attribute bzw. Bezeichnungs-Attribute und ihre Beziehungen zueinander? Hier sind die Vererbungsprinzipien (siehe Abb.) zu qualifizieren. Hier findest Du weitere Informationen dazu. - Vererbungsregeln Für eine spätere Datenpflege bieten sich PIM-Systeme an. Der Vorteil dieser Systeme liegt insbesondere an ihren Vererbungsprinzipien. Gegenüber einem ERP-System, bei dem jedes Produkt und jeder Artikel jeweils vollständig gepflegt werden müssen, arbeiten PIM-Systeme über Vererbungen. D.h. Informationen werden von der Produktgruppe über die Produkte zum Artikel und der Variante nach unten vererbt, sofern die Informationen der übergeordneten Ebene auch zur unteren Ebene passen. Damit vermeidest Du inhaltliche Redundanzen und hast es in der Datenpflege deutlich einfacher.
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Daten inhaltlich analysieren
- Redundanzen
Nach der Plausibilisierung kannst Du die Redundanzen markieren, sodass sie später auf das eine relevante Attribut gemappt werden können. - Granularität
Weiter ist darauf zu achten, dass Du innerhalb der Datenfelder eine max. Granularität sicherstellst. Felder, in denen z.B. die Angabe 10 mm steht, sollten in 2 Felder aufgeteilt werden, nämlich in ein Feld „Wert“ mit 10 und in Feld „Einheit“ mm. So stellst Du sicher, dass Du medienneutrale Dateninhalte erzeugst und damit maximale Flexibilität erreichst. - Vollständigkeit
Vielleicht fallen Dir bereits bei der Detailbetrachtung der Daten Inhalte auf, die aus Deiner Sicht in der Produktbeschreibung fehlen. Dann erfasse sie gleich, damit sie nicht vergessen werden.
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Dokumentation der Daten
- Team-Besprechung
Geh Deine Erkenntnisse mit allen Kolleg:innen, die am Daten-Erstellungsprozess beteiligt sind, durch. Prüft sie gemeinsam auf Eindeutigkeit. Alle Mitarbeiter:innen haben eine eigene und wertvolle Sicht auf die produktbeschreibenden Inhalte. Definiert eine „gemeinsame“ Zielsetzung für das Projekt. - Für den nachhaltigen Projekterfolg ist es unbedingt erforderlich, alle Beteiligten rechtzeitig in das Projekt mit einzubeziehen.
2.
Informationen am Kundenbedarf ausrichten
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Attributerweiterungen festlegen
- Ergänzende Attribute ableiten und in der Masterdatei aufnehmen und kennzeichnen.
- Granularität der Inhaltsfelder beachten.
- Neue Attribute in die Attribut-Struktur integrieren und Vererbungsregeln beachten.
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Überprüfen der System-Landschaft
Häufig wird festgestellt, dass die beschreibenden Inhalte mancher Attribute in den bestehenden Systemen nicht verwaltetet werden können.
Zum Beispiel durch:
- Zeichenbegrenzungen in ERP- Systemen
- Fehlende Vererbungs-Funktionen
- Eine inhaltlich falsche Verortung der Informationen in einem PDM-System.
Hier kommen dann PIM-Systeme (Produkt-Informations-Management) zum Einsatz, die alle Attribute und Inhalte aus dem ERP- und PDM-System übernehmen und die dort nicht verwaltbaren Attribute mit aufnehmen.
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Schnittstellen definieren
Im Vorfeld sollte geklärt sein, wer innerhalb der Organisation wann und wie Produktinformationen anlegt und pflegt – wo zuerst die Informationen entstehen und an welches System diese weitergereicht werden. Die Schnittstellen definieren, welche Attribute übergeben werden und in welchen Zyklen diese Übertragung erfolgen soll. Hier findest Du dazu mehr Informationen.
ERP-Systeme liefern in aller Regel dem PIM-System die Stammdaten (Sachmerkmalen zum Produkt/Artikel), ein PDM-System alle weiteren technischen Daten und Zeichnungsteile.
Bilder, Zeichnungen, Anwendungsvideos zum Produkt werden innerhalb eines PIM-Systems in einer MAM (Media-Asset-Management) oder auch Bilddatenbank abgelegt. So wird dann auch direkt eine Verknüpfung zwischen den Inhalten und den Bildern systemisch sichergestellt.
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Daten-Veredelung im PIM-System
Die Initial-Befüllung eines PIM-Systems erfolgt in aller Regel über einen Workaround in Excel oder alternativer Software. Hier besteht dann auch die Möglichkeit, fehlende Inhalte zu ergänzen. Dabei sind auch die im Vorfeld definierten Vererbungsregeln zu berücksichtigen:
- Produktübergreifende Informationen am Produkt
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- Artikelbeschreibende Inhalte auf Artikel-Ebene
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- Artikelvarianten-Inhalte entsprechend auf der Variantenebene
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- Artikelbeschreibende Inhalte auf Artikel-Ebene
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Jetzt kannst Du mit der Initial-Befüllung des PIM-Systems starten. Über die Schnittstellen werden die Datenfelder auf die im PIM-System definierten Attribute übertragen. Im weiteren Schritt werden die Zusatzfelder aus dem Workaround in das PIM-System importiert.
Nun sind alle Produktinformationen hoch granular in Einzelattribute aufgeteilt, an einer zentralen Stelle im Unternehmen verortet. Von hier aus können die Medienkanäle mit den jeweils geforderten Informationen versorgt werden.
3.
Vorteile von Produkt-Informations-Management
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Automatisierte Bereitstellungs-Prozesse
- Über eine Schnittstelle kannst Du das PIM-System jetzt direkt mit der Website oder dem Webshop koppeln.
- Auch ein Newsletter-Tool kann über eine Schnittstelle mit dem PIM verbunden sein.
- Print-Publikationen lassen sich mithilfe eines Database-Publishings (DBP) Werkzeuges hoch effizient und schnell erstellen.
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Daten-Mapping für Reseller
Jetzt weißt Du, wie Du bei der Digitalisierung Deiner Produktdaten vorgehen solltest. Falls Du weitere Fragen oder Anregungen zum Thema Digitalisierung von Produktinformationen haben solltest, melde Dich doch gerne bei uns. Wir stehen Dir gerne jederzeit mit unserem Netzwerk zur Seite.
Weiterführende Quellen und Links
Wehlmann (2020): „Zentralisieren sie ihre Produktdaten“
Wehlmann (2020): „Wenn nicht jetzt wann dann?“
Springer Vieweg (2021): „Daten- und Informationsqualität: Auf dem Weg zur Information Excellence“
Springer Vieweg (2019): „Datenmanagement: Daten – Datenbanken – Datensicherheit“
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