3D-Druck

Treppengeländer aus dem 3D-Drucker

aus einem Interview mit Moritz Wesseler von UNIKAT.railings
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Viele Produktionsunternehmen wollen das bestehende Geschäftsmodell digital transformieren. Moritz Wesseler geht einen anderen Weg. Er gründet ein komplett neues Unterunternehmen und setzt dabei voll auf die Vorteile von 3D-Druck und Plattformökonomie.

Die Vorteile von additiven Fertigungsverfahren liegen auf der Hand. Kaum ein anderes Produktionsverfahren ermöglicht es so exakt, Produkte individuell auf Kundenwunsch zu fertigen. Mit dem 3D-Druck lässt sich die Losgröße „1“ wirtschaftlich herstellen. Das ermöglicht Einzelstücke kostengünstig zu entwickeln und ausdrucken. Viele Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes haben diese Vorteile längst erkannt und ergänzen die bestehenden Produktionsprozesse und das Ersatzteilgeschäft um Bauteile aus dem 3D-Drucker.

Aber warum nicht anders an die Thematik herangehen. Das haben Moritz Wesseler und sein Team gemacht. Sie gründen ein Start-up zur Planung von Designgeländern und setzen bei der Fertigung komplett auf 3D-Druck. Damit können Sie von Anfang an die Vorteile der additiven Fertigung vollumfänglich nutzen und die Chancen innovativer digitaler Technologien von Beginn an ins Geschäftsmodell integrieren. Ihr Ansatz: Bestehende Prozesse müssen nicht digitalisiert werden. Die Prozesse werden komplett neu aufgesetzt.

Das Team um Moritz Wesseler konnte im Zusammenspiel mit der von Ihnen entwickelten Plattform ein vielversprechendes Geschäftsmodell mit 3D-Druck aufbauen. Dabei greifen die Gründer:innen mit ihrer Idee gleich zwei Geschäftsmodellmuster auf:

  1. Mass Customization. Dem Kunden werden Treppengeländer zugeschnitten auf seinen Bedarf angeboten. Dazu wird ein Fertigungsverfahren einsetzt, welches es ermöglicht individuelle Designs wettbewerbsfähig anzubieten. So kann sich das Unternehmen vom Massenmarkt differenzieren und gleichzeitig individuelle Produkte kostengünstig anbieten.
  2. Solution Provider. Dem Kunden wird eine ganze Reihe von Prozessen abgenommen und als Lösung angeboten.  Der gesamte Prozess vom Design, welches er über Schieberegler selbst gestalten kann, bis hin zur Organisation der Fertigung, der Beauftragung von Metallbauunternehmen zur Installation des Geländers, der statischen Überprüfung und vieles mehr wird automatisiert.  So ist das Unternehmen der Single Point of Contact zum Kunden. Dadurch lassen sich weitere Informationen sammeln, mit dem das Unternehmen das Angebot weiter verbessern kann. Auf der anderen Seite kann der Kunde sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und muss sich nicht mit dem lästigen Abwickeln von Bestellungen oder der Koordinierung von Handwerksunternehmen beschäftigen.

Doch was macht das Unternehmen konkret? Ziel des UNIKAT-Teams ist es, ein gesamtes Treppengeländer innerhalb kürzester Zeit nach der Bestellung termingerecht auf die Baustelle zu liefern. 

Die Gründer geben einen Schulterblick auf die Plattform. Der Konfigurator befindet sich noch in Entwicklung.

 

Dabei kommt der 3D-Druck Technologie eine entscheidende Rolle zu. Aktuell steht eine Vielzahl von Herstellern für kleinformatige Drucke bereit. Diese werden  durch eine wachsende Anzahl großformatiger 3D-Drucker ergänzt. Diese sind die Grundlage für das Geschäftsmodells von UNIKAT. Die Treppengeländer von UNIKAT werden in großformatigen Druckern hergestellt. Das Treppengeländer wird dazu in einzelne Elemente unterteilt, welche gedruckt und in standardisierte und geprüfte Metallunterkonstruktion eingefügt werden. Lokal ansässige Metallbauer montieren dann die Elemente in das Treppenhaus des Kunden. Das Design des Treppengeländers geschieht vorab auf einer Plattform durch den Kunden.

UNIKAT.railings besteht aus den Co-Foundern Moritz Wesseler, Jimena Gálvez Paredes und Alexander Bogdanow

 

Mit diesem Geschäftsmodell möchte sich das Start-up langfristig vertikal in die Wertschöpfungskette einfügen. So wollen sie die Kunden von Anfang bis Ende begleiten. Im Idealfall bekommen diese davon fast nichts mit. Denn die einzigen Kontaktpunkte sind die Erstellung des Designs und die Terminierung der Montage. Um alles andere will sich das UNIKAT-Team mit seiner Plattform kümmern.

UNIKAT im eigenen Büro in der MSA Münster School of Architecture, am Kreativcampus der FH Münster.

 

Zur Entwicklung dieses Geschäftsmodells wurden in dem Start-up viele Methoden eingesetzt. Unter anderem das Business Modell Canvas und auch das Value Proposition Canvas. Die Methoden halfen bei der Strukturierung der Ideen und geben einen guten Überblick über die verschiedenen Aspekte eines Geschäftsmodells. Auf Grundlage dieses Überblicks können die Ideen dann immer weiterentwickelt werden. Bis heute setzt das Team auf agile Methoden und erarbeitet in Sprints neue Features oder generieren mittels Design Thinking neue Ideen. Neben diesen Methoden setzt das Team auf digitale Kollaborationstools, um sich schnell auszutauschen oder in Onlineworkshops Inhalte zu erarbeiten.

 

Bildnachweis:

Photos by Moritz Wesseler


Autor Hendrik Plogmaker


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