Die Wertschöpfungsketten werden zunehmend digitaler und damit auch die Geschäftsmodelle im verarbeitenden Gewerbe. Unternehmen sind gefordert, dass eigene Geschäftsmodell konsequent zu hinterfragen und an die neuen technologischen Möglichkeiten und gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.
Mit dem Business Model Canvas (BMC) kannst Du das bestehende Geschäftsmodell Deines Unternehmens in wenigen und einfachen Schritten evaluieren und sogar ein Neues entwickeln. Das BMC wurde von der Strategyzer AG entwickelt und stellt in strukturierter Weise die wichtigsten Aspekte eines Geschäftsmodells dar – das hilft, Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Elementen zu erkennen. Damit kannst Du eventuelle Schwachstellen in Deinem Geschäftsmodell sichtbar machen und hast die beste Basis, um diese zu beseitigen.
Bist Du bereit, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln und Dich damit von anderen Marktteilnehmern abzuheben? Dann schau Dir in diesem Leitfaden an, wie Du das BMC in Deinem Unternehmen nutzen kannst.
1.
Bereite Dich auf das BMC vor
- Business Model Canvas Template (Download in A3 und Download in A0)
- Stifte
- Post-Its
- Fläche, zum Aufhängen des Canvas
Lade Dir im ersten Schritt das BMC Template runter und drucke es in einem großen Format (z.B. A0 oder A3) aus. Nutze dafür den oben genannten Link.
Zusätzlich kannst Du verschiedenfarbige Post-Its nutzen, um Deine Gedanken und Ideen bildhaft zu gestalten. Die Post-Its werden dann auf die jeweiligen Bereiche auf das Plakat geklebt. Für unterschiedliche Kundensegmente kannst Du unterschiedliche Farben benutzen.
2.
Orientiere dich am Aufbau und Vorgehen des BMC
Im Zentrum des BMC steht das Feld „Value Proposition“. Es stellt das Wertversprechen, also das Produkt oder die Dienstleistung des Unternehmens gegenüber den Zielkunden dar.
Die Felder links neben der „Value Proposition“ stellen die interne Sicht des Geschäftsmodelles dar. Der rechte Teil des BMC widmet sich den externen Faktoren des Geschäftsmodelles. Hier wird also besonders die Marktsicht genauer betrachtet.
Das Vorgehen:
Beim Ausfüllen der Felder gibt es kein Richtig oder Falsch. Das BMC ist ein Hilfsmittel und kann von Dir individuell angepasst werden. Es hat sich im Lauf der Zeit allerdings ein Ablauf als besonders effektiv erwiesen. Dabei befüllst Du die Felder mit wichtigen Inhalten in einer bestimmen Reihenfolge, wie Du in nächsten Schritt sehen kannst.
3.
Fülle das BMC mit Inhalten
- Customer Segments (Kundensegmente)
- Value Proposition (Wertangebot)
- Customer Relationship (Kundenbeziehung)
- Channels (Kanäle)
- Revenue Stream (Einnahmequellen)
- Key Resources (Schlüsselressourcen)
- Key Activities (Schlüsselaktivitäten)
- Key Partners (Schlüsselpartner)
- Cost Structure (Koststrukturen)
In den nächsten Schritten zeigen wir Dir, wie Du die einzelnen Elemente ausarbeiten kannst.
3.1
Customer Segments (Kundensegmente)
Um das Element befüllen zu können, erstellst Du zuerst eine Liste an „Personas“. Wenn Du mehr zu dem Thema wissen willst, schau doch gerne bei unseren Leitfäden zu den Themen „Value Proposition Canvas“ und „Personas Methode anwenden“ vorbei.
Bei der Erstellung der Liste kannst Du dich an folgenden Fragen orientieren:
- Für wen schaffe ich mit meinem Geschäftsmodell einen Mehrwert?
- Wer sind meine wichtigsten Kunden?
Auf Basis der Personas kannst Du im nächsten Schritt eure Value Proposition bestimmen.
3.2
Value Proposition (Wertangebot)
Bei der Erstellung der Post-Its kannst Du Dich an folgende Fragen orientieren:
- Welches Werteversprechen kann ich meinen Kunden geben?
- Welche Probleme kann ich bei meinem Kunden lösen?
- Bevorzugt das Kundensegment eher ein Niedrigpreisprodukt, hohe Qualität oder ein schönes Design?
Die Werte werden dann auf die Post-Its geschrieben und mit den passenden Personas verknüpft. Ordne die Post-Its mit den Werten danach zusätzlich nach Priorität. Die Priorisierung hilft Dir dabei, später den Fokus zu behalten und die wichtigsten Punkte zu bearbeiten.
3.3
Customer Relationship (Kundenbeziehung)
Orientiere Dich an folgende Fragen:
- Welche Beziehung erwartet der Kunde?
- Welche Art von Beziehung möchte ich zu den Kunden pflegen? (tiefe Beziehung, lockere Beziehung, etc.)
- Welcher Aufwand ergibt sich aus den verschiedenen Beziehungsmöglichkeiten?
- Wie viel Arbeit möchte ich in den Aufbau, die Pflege und die Erweiterung der Beziehung stecken?
3.4
Channels (Kanäle)
Orientiere Dich an folgende Fragen:
- Über welche Wege erreiche ich meine Kundensegmente?
- Welche Kanäle funktionieren am besten? (Vertriebskanäle, Kommunikationswege, etc.)
- Was sind die besten Berührungspunkte?
3.5
Revenue Streams (Einnahmequellen)
Besonders im digitalen Zeitalter haben sich alternative Bezahlmethoden etabliert, bei denen der Kunde nicht mehr für den Erwerb des Produktes bezahlt, sondern für dessen Benutzung. Kreative Beispiele sind das „Pay-per-use“ oder „X as a Service“. Erstelle hierfür eine Liste mit Einnahmequellen, die mit den Kundensegmenten und der Value Proposition verknüpft sind. Dabei kannst Du Dich an folgenden Fragen orientieren:
- Für welche Leistungen ist der Kunde bereit zu zahlen?
- Wie zahlt der Kunde bzw. wie würde er gerne zahlen?
3.6
Key Resources (Schlüsselressourcen)
Orientiere Dich dabei an folgenden Fragen:
- Auf welchen Ressourcen baut mein Geschäftsmodell auf?
- Welche Schlüsselressourcen brauche ich, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen?
- Welche Ressourcen erfordern die einzelnen Elemente, die ich bisher definiert habe? (Channels, Relationship, etc.)
3.7
Key Activities (Schlüsselaktivitäten)
Orientiere Dich bei der Erstellung der Schlüsselaktivitäten an folgenden Fragen:
- Welche Aktivitäten muss ich durchführen, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen?
- Welche Aktivitäten sind für die Distributionskanäle oder die Kundenbeziehungen notwendig?
3.8
Key Partner (Schlüsselpartner)
Bei der Erstellung der Liste kannst Du Dir folgende Fragen stellen:
- Wer sind meine Schlüsselpartner und wichtigste Lieferanten?
- Bei welchen Schlüsselressourcen oder Schlüsselaktivitäten bin ich von externen Partnern abhängig?
Die Schlüsselpartner sollten hierbei mit den Schlüsselaktivitäten verknüpft werden.
3.9
Cost Structure (Kostenstruktur)
Dabei analysierst Du die Kosten, die durch Schlüsselressourcen, -Aktivitäten und -Partner verursacht werden und ergänzt sie durch mögliche Kosten, die dort noch nicht aufgelistet wurden.
Dabei kannst Du Dich an folgenden Fragen orientieren:
- Welche Kostenstruktur ergibt sich aus den Planungen?
- Welche Schlüsselressourcen und Schlüsselaktivitäten sind die Kostentreiber?
In diesem Feld stehen schlussendlich die einzelnen Value Propositions nach Priorität geordnet in Verknüpfung mit den passenden Kundensegmenten.
Du hast es geschafft! Dein Business Model Canvas ist fertig und Dein Geschäftsmodell kann nun von Deinem Unternehmen in die Tat umgesetzt werden.
Solltest Du weitere Fragen oder Anregungen zum Thema Business Model Canvas haben, melde Dich doch gerne bei uns. Wir stehen Dir gerne jederzeit mit unserem Netzwerk zur Seite.
Weiterführende Quellen:
Strategyzer (2020): „The Business Model Canvas“
Sammer (2020): „Der Business Model Canvas“
Lukas (2018): „Business Model Canvas – Geschäftsmodellentwicklung im digitalen Zeitalter“
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