Ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das erfolgreich am Markt bestehen bleibt, ist oftmals gar nicht so einfach. Viele neuentwickelte Produkte verschwinden schon nach kurzer Zeit wieder vom Markt, weil sie von den Kunden nicht angenommen und dementsprechend nicht erfolgreich verkauft werden. Doch es gibt ein Tool, das sich bei der Produktentwicklung an den Wünschen Deiner Kunden orientiert und das Risiko des Scheiterns minimiert – das Value Proposition Canvas (VPC).
Es hilft Dir und Deinem Unternehmen dabei, ein erfolgreiches Geschäftsmodell auf Basis der Kundenbedürfnisse zu entwickeln und zu verbessern. Das VPC ist eine Ergänzung des Business Model Canvas und ermöglicht es Dir, einen Mehrwert und Nutzen („Value Proposition“) für Deine Kunden auszuarbeiten.
Möchtest Du Deinen Kunden eine Leistung anbieten, die sie wirklich wollen? Dieser Leitfaden zeigt Dir in einfachen Schritten, wie Du das Value Proposition Canvas einsetzen kannst, um die Bedürfnisse der Kunden mit Deinen Angeboten in Einklang zu bringen.
1.
Lerne die Grundlagen des Value Proposition Canvas (VPC) kennen
Bei dem Kundenprofil erarbeitest Du die Kundensegmente und deren Aufgaben (Customer Jobs), Probleme (Pains) und Nutzen (Gains). Dadurch lernst Du die Bedürfnisse und Wünsche Deiner Kunden besser kennen.
Dem gegenüber steht das Nutzenversprechen, das in die Bereiche Produkte & Leistungen (Products und Services), Problemlöser (Pain Relievers) und Nutzenstifter (Gain Creators) unterteilt wird. Dies hilft Dir, die Probleme des Kunden mit Deinem Produkt oder Dienstleistung strukturiert zu lösen und die Wünsche zu erfüllen .
Mit dem Canvas kannst Du Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die sich jeweils auf ein bestimmtes Kundenprofil beziehen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, für alle Kundensegmente jeweils ein eigenes Canvas zu erstellen. Ob das entwickelte Werteversprechen tatsächlich von den Kunden akzeptiert wird, kannst Du anschließend mit realen Kunden testen.
2.
Das VPC vorbereiten
Bevor Du mit dem VPC loslegst, benötigt Du dafür folgende Materialien:
- Value Proposition Canvas Template (Download in A3 und Download in A0)
- Stifte
- Post-Its
- Fläche, zum Aufhängen des Canvas
Lade Dir im ersten Schritt das VPC Template runter und drucke es in einem großen Format (z.B. A0 oder A3) aus. Nutze dafür den oben genannten Link.
Zusätzlich kannst Du verschiedenfarbige Post-Its nutzen, um Deine Gedanken und Ideen bildhaft zu gestalten. Es gilt folgende Grundregel: Für jeden Gedanken ein Post-It. Die Post-Its werden dann auf die jeweiligen Bereiche auf das Plakat geklebt.
3.
Kundenprofil (Customer Segment)
Das Kundenprofil wird in folgende Bereiche untergliedert:
• Aufgaben (Customer Jobs)
• Probleme (Pains)
• Nutzen (Gains)
Achte bei der Ausarbeitung der einzelnen Bereiche darauf, dass Du jeweils immer nur ein ausgewähltes Kundensegment bearbeitest. Dies bedeutet, dass Du für jede Kundengruppe am besten ein eigenes Value Proposition Canvas benutzt oder zumindest verschiedenfarbige Post-Ist für die Kundengruppen wählst. Dadurch kannst Du besser verstehen, welche Punkte Deines Produktes oder Dienstleistung die Wünsche Deiner Zielgruppe bereits erfüllen.
Die Personas-Methode kann Dich dabei unterstützen, ein genaues Bild von Deinen Kunden zu bekommen.
3.1
Kundenaufgaben (Customer Jobs)
Stelle Dir dabei folgende Frage: Welche funktionalen, sozialen und emotionalen Aufgaben möchte Dein Kunde erledigen? Erstelle eine List an Jobs bzw. Aufgaben für Dein Kundensegment, die nach Priorität geordnet werden.
Beispielsweise könnte eine funktionale Aufgabe eines Unternehmens im Bereich Maschinenbau sein, dass dieses ein spezielles Werkstück bearbeiten möchte. Ein sozialer Job des Unternehmens könnte das Pflichtgefühl und und das Bestreben darstellen, die Produkte so sicher wie möglich zu bearbeiten und dabei die körperliche Belastung der Mitarbeiter zu reduzieren. Ein emotionaler Job wäre es, das ganze Team beim Bearbeiten des Werkstückes zufriedenzustellen, sodass die Arbeit weniger belastend ist.
3.2
Probleme (Pains)
Um die Probleme zu definieren, erstellst Du nun eine Liste an Problemen, die beim Kunden während der einzelnen Kundenaufgaben (Customer Job) entstehen. Ordne die Liste zusätzlich nach Priorität, die sie für Deine Kunden haben.
Angewandt an dem Beispiel des Maschinenbauunternehmens könnte ein funktionales Problem sein, dass spezifische Werkstücke häufig manuell bearbeitet werden müssen und der Aufwand damit zu hoch ist. Dadurch entsteht eine zusätzliche Belastung für die Mitarbeiter (emotional). Die Mitarbeiter fühlen sich so eventuell von dem Unternehmen nicht ausreichend wertgeschätzt und ihre Probleme nicht wahrgenommen (sozial).
3.3
Nutzen (Gains)
Wenn Du Dich mit dem Kundenutzen befasst, achte besonders darauf was sich Deine Kunden wünschen und nach welchen spezifischen Lösungen bzw. Eigenschaften sie suchen.
Erstelle für Dein Unternehmen eine Liste an Nutzen bzw. Werten, die sich der Kunde bei Erfüllung der Kundenaufgaben wünscht. Auch diese ordnest Du wieder nach Kundenpriorität.
Am Beispiel des Maschinenbauunternehmen könnte der Kundennutzen wie folgt aussehen: Funktional betrachtet sollte die Bearbeitung des Werkstückes einfach und ohne große Belastung für die MitarbeiterInnen durchgeführt werden können. Der soziale Nutzen entsteht, wenn die Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen und jeder seinen Teil zur funktionierenden Lieferkette beitragen kann. Ein emotionaler Nutzen stellt das gute Gefühl dar, wenn das gesamte funktionsübergreifende Team zusammenarbeitet und manuelle Tätigkeiten verringert werden.
4.
Nutzenversprechen (Value Proposition)
Das Nutzenversprechen wird in drei Bereiche unterteilt:
- Produkte und Leistungen (Products und Gains)
- Problemlöser (Pain Relievers)
- Nutzenstifter (Gain Creators)
Die Value Proposition hilft Dir, die Probleme des Kunden mit Deinem Produkt oder Dienstleistung zu lösen und die Wünsche zu erfüllen. Eine besondere Hilfestellung kann folgender Satz von Steve Blank geben, das Dein Wertversprechen auch auf den Punkt bringt:
„We help X do Y by doing Z“
Wir helfen __(Zielkunde)__, das __(Problem)__ zu lösen, indem wir __(Lösung)___.
4.1
Produkte & Services (Products & Services)
Achte dabei besonders auf Merkmale und Eigenschaften, die für Deine Kunden besonders wichtig und erfüllend sein könnten. Dafür kannst Du je nach Tiefe der Produkte auch ausgewählte Features und Merkmale aufzählen. Wie auch in den Punkten zuvor unterscheidest Du wieder zwischen funktionalen, sozialen und emotionalen Aspekten.
Erstelle hierfür eine Liste an Produkten und Dienstleistungen, die die Bedürfnisse Deines Kunden erfüllen. Auch diese ordnest Du wieder nach Kundenpriorität.
4.2
Problemlöser (Pain Relievers)
Stell Dir dazu die Frage, wie Du die Probleme und Herausforderungen Deiner Kunden beenden kannst und wie Du ein besseres Produkt oder Dienstleistung als etablierte Anbieter anbieten kannst.
Erstelle auch hier wieder eine Liste an Lösungsansätzen, die die Probleme der Kunden löst und unerwünschte Situationen vermeidet.
4.3
Nutzenstifter (Gain Creators)
Erstelle eine Liste an Lösungsansätzen, die bei Deinen Kunden einen Nutzen bzw. Mehrwert erzeugen. Achte dabei wieder auf die unterschiedlichen funktionalen, sozialen und emotionalen Grundbedürfnisse des Kunden.
Du hast es geschafft! Dein Value Proposition Canvas ist fertig. Die detaillierte Kundenanalyse kannst Du nun nutzen, um Deine Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen.
Solltest Du weitere Fragen oder Anregungen zum Thema Value Proposition Canvas haben, melde Dich doch gerne bei uns. Wir stehen Dir gerne jederzeit mit unserem Netzwerk zur Seite.
Weiterführende Quellen:
Sammer (2021): „Der Value Proposition Canvas: Helferlein für dein Businessmodell“
Strategyzer (2020): „The Value Proposition Canvas“
Diehl (2020): „Value Proposition Canvas – Dein Leistungsversprechen entwickeln“
Bildnachweise
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