Leitfäden

Eine Roadmap zur Digitalisierung von Geschäftsmodellen erstellen

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Es gibt nicht die digitale Transformation eines Unternehmens. Unternehmen gehen dieses Vorhaben meistens schrittweise an. Selten ist es sinnvoll, dafür einen starren Plan zu erstellen, da sich Umweltbedingungen verändern oder neue Technologien einsetzbar werden. Andererseits führen unkoordinierte Digitalisierungsvorhaben häufig zu falsch eingesetzten Ressourcen oder höheren Ausgaben.

Damit also der Wandel zu einem stärker digitalisierten Unternehmen gelingt, muss ein Plan entstehen, der beides berücksichtigt. Die Roadmap ist ein solcher Plan. In ihr soll ein Ziel umrissen werden, welches durch einzelne Initiativen erreicht wird. Jeder, der schon mal mit einer Karte navigiert hat, kennt das Vorgehen. Ein Ziel wird festgelegt und durch das Erreichen kleiner Teilziele nähert man sich auch dem finalen Ziel. Das schafft in Unternehmen einen zielgerichteten Einsatz der Ressourcen und gibt den Mitarbeiter:innen eine Vorstellung davon, welche Ziele wie verfolgt werden.

Du möchtest wissen, welche Elemente eine solche Roadmap enthalten soll und wie Du diese gestallten kannst? Dieser Leitfaden zeigt Dir, wie Du eine Roadmap erstellst, die Dir dabei hilft, die Digitalisierung deines Geschäftsmodells Schritt für Schritt anzugehen, ohne dabei Deine Ziele aus den Augen zu verlieren.

1.

Mache Dir ein Bild von der Wirklichkeit

1.
Um die Zukunft zu gestalten, musst Du die Gegenwart kennen. Denn nur wenn Du weißt, wo Dein Unternehmen steht und wie das Geschäftsmodell funktioniert, kannst Du weitere Schritte skizzieren. Um Dein Geschäftsmodell zu erfassen, eignet sich zum Beispiel das Business Modell Canvas oder schau dir verschiedene die Geschäftsmodellmuster an.

Ebenfalls ist es wichtig, die horizontale Wertschöpfungskette zu kennen. Also wie die Unternehmen in Deiner Branche (Zulieferer, Mitbewerber und Abnehmer) Werte für die Kunden generieren. Dabei gilt es neben den einzelnen Wertschöpfungsstufen den Digitalisierungsgrad zu erfassen. Dies ist wichtig, um potenzielle Partner auszumachen und um interessante, stärker zu digitalisierende Wertschöpfungsstufen zu erkennen.

Zuletzt solltest Du noch den Kunden, seine Bedürfnisse und seine Beweggründe kennen. Eine gute Möglichkeit, Deine Kunden besser zu verstehen, ist die Personas-Methode. Sie hilft Dir die Beweggründe, den Kontext sowie die Motivatoren und Demotivationen zu erfassen.

2.

Lege Ziele fest

2.
Ziele sollten immer smart sein. Also spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert. Für eine Roadmap müssen Ziele für die folgenden vier Dimensionen verfasst werden. Diese vier Dimensionen werden hier mit Beispielen veranschaulicht:
    • Zeitliche Aspekte Deines Geschäftsmodells
      • Servicetechniker leistet Hilfe innerhalb von 3 Stunden
      • Zeit bis zur Auslieferung von Ersatzteilen kleiner als 4 Stunden
    • Finanzielle Aspekte Deines Geschäftsmodells
      • Reduktion der Servicekosten um 20%
      • Erhöhung der Onlinebestellungen um 30%
    • Räumliche Aspekte des Geschäftsmodells
      • Erhöhung der dunkelverarbeiteten Onlinebestellungen um 80%
      • Automatische Bestandskontrolle für 100% der C-Teile in der Fertigung
    • Qualitative Aspekte Deines Geschäftsmodells
      • Reduzierung von Ausfällen kritischer Maschinen auf 15 %
      • Kundenzufriedenheit um 10% steigern

Für die Erarbeitung der Ziele kann beispielsweise eine Balanced Scorecard eingesetzt werden oder OKR´s. Darüber hinaus können sich Deine erarbeiteten Ziele überschneidenden, wodurch eine Priorisierung hervorgeht. Die Ziele sollen Dir helfen, die Richtung der digitalen Transformation festzulegen.

3.

Finde geeignete Technologien

3.
Um Deine festgelegten Ziele zu erreichen, müssen Technologien und dazugehörige Best Patrices identifiziert werden. Geeignete Technologien zu identifizieren ist etwas aufwendiger. Zunächst musst Du Technologien sammeln und nach Relevanz für Dein Geschäftsmodell sortieren. Da Entwicklungen nicht sicher vorhergesagt werden können, musst Du abschätzen, wann die Technologie für Dich einsetzbar ist. Unterstützen kann Dich dabei z.B. der Gartner Hypecycle oder Forschungen von z-Punkt. Ein Technologieradar kann Dir bei der individuellen Einordnung helfen.  Dieses Monitoring sollte kontinuierlich stattfinden, da immer wieder neue Technologien auf den Markt gebracht werden. Bei Technologien die für Dich interessant sind solltest Du Best Practices identifizieren. Dazu kannst Du Dich in Deiner oder in anderen Branchen umschauen, wie dort Probleme gelöst wurden. Auch der Austausch mit anderen Unternehmen kann sehr produktiv sein. Um passende Best Practices zu finden, kannst Du folgende fünf Kriterien benutzen:
    • Ausgangspunkt für den Anwendungsfall
    • Problem, welches gelöst werden soll
    • Zielsetzung, die vorgegeben war
    • Ansatzpunkte, die gewählt wurden
    • Resultat des umgesetzten Anwendungsfalls

4.

Entwickle Optionen zur Gestaltung

4.
In diesem Schritt solltest Du Dir überlegen, welche Elemente Deines Geschäftsmodells sich verändern, wenn die definierten Ziele erreicht werden. Dabei solltest Du versuchen, mehrere Optionen zu finden. Hier ein Beispiel, um das Vorgehen zu verdeutlichen.

Durch die Verkürzung der Zeit bis zur Auslieferung von Ersatzteilen verändern sich zwei Dimensionen Deines Geschäftsmodells. Zum einen verbessert sich die Beziehung zu Deinen Kunden, zum anderen verändert sich Dein Leistungsversprechen.

Mögliche Optionen, um dieses Ziel zu erreichen sind:

    • Den Picking Prozess durch AR unterstützen
    • Lagersystem automatisieren
    • Pick by Light System einführen
    • Automatisches Zählen der Artikel durch RFID
    • Schnittstelle zum Paketdienstleister automatisieren
    • 3-D Druck
    • Und viele mehr…

Das kannst Du nun für alle Bereiche Deines Geschäftsmodells durchführen. So erkennst Du, welche Synergien und Verbindungen zwischen den einzelnen Realisierungsoptionen, den Zielen und dem Geschäftsmodell vorhanden sind. Aus diesen Verbindungen können dann geeignete Kombinationen abgeleitet werden.

5.

Führe die Optionen zusammen und bewerte diese

5.
Dir stehen nun viele Optionen offen, wie Du die digitale Transformation in den verschiedenen Bereichen Deines Unternehmens angehen kannst. Du solltest nun die Optionen für Dein Unternehmen auswählen, die am besten zusammenpassen. Dabei solltest Du prüfen, welche Kombination die Kundenanforderungen am besten erfüllen und Dir helfen, Deine Ziele zu erreichen.

Zur Bewertung der verschiedenen Kombinationen kannst Du ein Scoring-Modell benutzen. Die Dimensionen des Scorings können beispielsweise Folgende sein:

    • Wie passen die Optionen in Dein Geschäftsmodell?
    • Wie gut sind sie geeignet, Deine Kundenanforderungen zu erfüllen?
    • Wie geeignet sind die Optionen, Deine Ziele zu erreichen?

6.

Folge der erarbeiteten Roadmap

6.
Mit dieser Bewertung kannst Du die Umsetzung beginnen. Fange klein an, aber fange an!
    • Setze erste kleinere Projekte um und überprüfe, ob sie einen Beitrag dabei leisten, Deine Ziele zu erreichen.
    • Beschäftige Dich mit der Technologie und prüfe, welche technische Infrastruktur geschaffen werden muss.
    • Halte die Kund:innen im Blick. Sie sind es, die für Deine Leistungen bezahlen, also sollte Dein Handeln auf sie ausgerichtet sein.
    • Bereite Dich auf Hindernisse vor. So können sich Mitarbeiter:innen von den Plänen abgeschreckt fühlen oder eine Technologie, der Du ein hohes Potenzial beigemessen hast, entwickeln sich nicht so erfolgreich wie erwartet.

Die Roadmap ist nicht starr. Sie gibt Dir eine Richtung vor. Die Umsetzung geschieht dann agil. Deine Mitarbeiter:innen sollten bei der Gestaltung integriert werde, sie können zum Beispiel mittels Design Thinking gemeinsam Lösungen für Probleme entwickelt werden.

Eine Roadmap zu erstellen ist ein aufwendiger Prozess, aber es hilft Dir, den Überblick zu behalten und Deine Ressourcen zielgerichtet einzusetzen.

Solltest Du weitere Fragen oder Anregungen zum Thema Roadmap haben, melde Dich doch gerne bei uns. Wir stehen Dir jederzeit mit unserem Netzwerk zur Seite.

Weiterführende Quellen:

Schallmo und A. Rusnjak (2017): „Digitale Transformation von Geschäftsmodellen“
Haase (2020): „Eine Roadmap für die erfolgreiche digitale Transformation“

Bildnachweise:

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Autor Hendrik Plogmaker

Jahrgang 1990; geboren und aufgewachsen im Münsterland. Als Service-Techniker und Richtmeister für Strahlanlagen konnte ich Unternehmen aus aller Welt kennenlernen. Diese Erfahrung und ein Master in Wirtschaftsingenieurwesen helfen mir seit Anfang 2021 maßgeschneidert Leitfäden für KMU des verarbeitenden Gewerbe zu erstellen.


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