AR Geschäftsmodell – Die Technologie der Augmented Reality (AR) entwickelt sich rasant weiter und findet dabei immer häufiger Einzug in Unternehmen. Eine Frage, die in diesem Kontext regelmäßig aufkommt, ist: Wie setze ich die Technologie sinnvoll ein?
Bereits jetzt gibt es Unternehmen, die AR ins Geschäftsmodell integriert haben. Ihnen ist es gelungen, eine neue Technologie so einzusetzen, dass die Kund:innen in irgendeiner Form von dieser Technologie profitieren oder einen Mehrwert sehen.
Willst Du wissen, an welchen Stellen AR auch in Deinem Unternehmen Mehrwerte liefert? Dann erfahre in den folgenden sieben Schritten, wie Du mit AR Dein Geschäftsmodell positiv beeinflussen kannst und welche Vorgehensweise sinnvoll ist.
1.
Finde Arbeitsprozesse mit großem Zeitspar-Potenzial
Entscheidend ist: Wofür willst Du AR verwenden und wie trägt die Technologie dazu bei, Deine strategischen Ziele zu erreichen? Der Einsatz sollte kein Selbstzweck sein, sondern dabei helfen, Dein Unternehmen in die richtige Richtung zu entwickeln.
2.
Analysiere Dein Unternehmen und räume Hürden aus dem Weg
- Welche Kompetenzen im digitalen Bereich besitzt Dein Unternehmen?
- Kann jemand aus dem Unternehmen digitale Modelle, zum Beispiel mit CAD-Software, erstellen?
- Hast Du oder jemand in Deinem Unternehmen schon mal eine Software ausgewählt oder Hardware verglichen?
- Könnt ihr auf externe AR Kompetenzen zurückgreifen?
- Gibt es Wettbewerber, die diese Technologie erfolgreich nutzen?
- Für welches Nutzenversprechen sind die Kund:innen bereit zu zahlen?
- U.v.m.
Basierend auf dieser Bewertung kannst Du die nächsten Schritte planen und geeignete Entwicklungen im Unternehmen anstoßen. Es kann auch helfen, sich mit anderen Unternehmen auszutauschen oder in Weiterbildungen neues Wissen aufzubauen.
3.
Kenne die Einsatzfelder von AR
- Erweiterte Vertriebsprozesse als neue Kundenschnittstelle: Kund:innen erleben die angebotenen Produkte auf eine ganz neue Art und Weise. Dies kann ihr Kaufverhalten positiv beeinflussen. Mittels AR können sich Kund:innen ein Möbelstück in den eigenen vier Wänden anzeigen lassen.
- Neue Servicequalität auf Basis der Augmented Reality Technologie: Serviceleistungen können mittels AR schneller, kostengünstiger und unkomplizierter angeboten werden. Mittels AR können Serviceprozesse auch von ungelernten Mitarbeitenden unter Anleitung durchgeführt werden.
- Learning-by-Doing: Schulungen und Trainings mittels AR: Über AR basierte Schulungen können Mitarbeitende realitätsnah, örtlich ungebunden und zeitlich flexibel Trainings oder Schulungen absolvieren. Mittels AR können Schulungen um Elemente ergänzt werden, die den Lernfortschritt fördern oder ein besseres Verständnis ermöglichen.
- Fertigung und Betreuung komplexer Maschinen oder Komponenten: Mittels AR lassen sich diese Anleitungen während der Arbeit im Sichtfeld des Mitarbeitenden einblenden. Diese haben dann beide Hände frei, um die notwendigen Arbeitsschritte durchzuführen.
- Innovationsprozesse und Prototypen in der virtuellen Umgebung: Mittels AR können realitätsnahe Prototypen entwickelt werden. Damit erleichtert sich die Modifizierung und Anpassung der Prototypen. Die Entwicklung wird dadurch beschleunigt und Tests erleichtert.
4.
Setze auf geeignete Geschäftsmodellmuster
Add on (Separate Verrechnung von Extras): AR Services als Zusatzleistung zu einem bisher ohne AR angebotenen Produkt. Beispielweise eine Anleitung.
Guaranteed Availability (Garantierte Verfügbarkeit): Der/die Anbieter:in einer AR-Lösung kann mit dieser Technologie bestimmte Informationen zu jederzeit bereitstellen, sodass die Kund:innen immer darauf zugreifen können.
Subscription (Abonnement): Anbieter stellen AR-Soft- und Hardware für eine bestimmte Zeitspanne zu festen Preisen zur Verfügung.
Experience Selling (Emotionalisierung des Produktes): Der Experience-Selling-Ansatz kann eine wichtige Vermarktungskomponente sein. So lassen sich beispielweise Trainings mittels AR um spielerische Ansätze bzw. Gamification erweitern. Das verbessert die Erfahrung der Kund:innen.
Pay per Use (Nutzungsabhängige Vergütung): AR-Angebote können über eine Plattform erstellt und weltweit auf Endgeräten verteilt werden. Dabei rechnet der/die Anbieter:in pro Nutzung ab.
Performance Based Contracting (Leistungsabhängige Vergütung): Option eines Abrechnungsmodells, wenn im Rahmen der Beschaffung von AR-Hardware- und Software Parameter zur Performancebewertung verhandelt werden.
Weitere Muster und Anwendungsfälle finden sich in bei Grothus, Thesing und Feldmann
5.
Werde kreativ
Damit Du ein passendes Geschäftsmodell für Dein Unternehmen entwickelst, solltest Du systematisch und kreativ arbeiten. Der Design-Thinking-Prozess ist dafür das geeignete Werkzeug. Der Prozess ist nicht sequenziell, sondern iterativ. In drei Phasen wird zuerst das (I) Problem erläutert, dann werden vorurteilsfrei (II) Ideen zur Lösung des Problems gesammelt. Aus den gesammelten Ideen wird dann über Tests und Prototypen eine geeignete (III) Lösung hervorgebracht.
Ein solches Vorgehen ist nicht nur für die ästhetische Gestaltung geeignete. Es kann darüber hinaus auch für technische und konzeptionelle Gestaltungen eingesetzt werden. Es handelt sich somit eher um eine Denk- und Kulturhaltung.
6.
Erarbeite Wettbewerbsvorteile
7.
Beachte wichtige Erfolgsfaktoren
Zum einen der Zeitpunkt – wann kommt Deine Lösung auf den Markt? Ist Dein Unternehmen ein Pionier am Markt und damit eines der Ersten in seiner Branche, das den Kund:innen eine solche Lösung anbietet? Dann lässt sich beispielsweise mit der Preisstrategie des Skimmings (Abschöpfungsstrategie) Dein Gewinn maximieren: Innovative Produkte und Dienstleistungen werden mit sehr hohen Preisen in den Markt eingeführt und der Preis dann schrittweise gesenkt. Oder sind Du und Deine Kolleg:innen eher späte Folger, die basierend auf den bisherigen Erfahrungen anderer Marktteilnehmenden kostengünstiger („me-too cheaper“) oder qualitativ hochwertiger („me-too better“) ein bereits etabliertes AR Geschäftsmodell auf den Markt bringt?
Kommunikation mit den internen und externen Stakeholdern. Nur wenn Du alle wichtigen Stakeholder an Board hast, macht es Sinn, das Geschäftsmodell entsprechend zu verändern. Ohne sie stößt Dein Vorhaben auf zu viele Widerstände. So gilt es beispielsweise den Vorstand oder die Geldgebenden frühzeitig von den Möglichkeiten der AR zu überzeugen, um sie für das Vorhaben zu begeistern.
Wandel- oder Changemanagement ist ebenfalls ein wichtiger Baustein. Nur wenn Deine Mitarbeitenden die Geschäftsmodellinnovation mittragen, wird das Projekt zum Erfolg.
Schütze Deine Ideen und Geschäftsmodellelemente davor kopiert zu werden. Sonst ist Dein Wettbewerbsvorteil schnell dahin.
Jetzt hast Du eine Übersicht wie sich AR Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Willst Du mehr wissen oder hast Anregungen zu dem Thema? Wir vom Digitalradar münsterLAND stehen Dir gerne mit unserem Netzwerk zur Seite.
Weiterführende Quellen:
Grothus, Thesing & Feldmann (2021): „Digitale Geschäftsmodell-Innovation mit Augmented Reality und Virtual Reality“
Mehler-Bicher & Steiger (2014): „Augmented Reality: Theorie und Praxis“
John Himes (2021): “Top 5 Use Cases for Augmented Reality (AR) in 2021”
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